Gesundheitskompass

Dein*e Hausärzt*in ist die erste Ansprechperson für alle gesundheitlichen Anliegen. Allgemeinmediziner*innen haben den Überblick über die medizinische Landschaft und können bei Bedarf zu anderen spezialisierten Ärzt*innen und Therapeut*innen überweisen.

Die meisten Impfungen (z.B. Hepatitis A&B) kannst du in der Regel hier bekommen. Zudem gibt es die Möglichkeit, eine eingeleitete Hormonersatztherapie langfristig von der eigenen Hausärzt*in begleiten zu lassen. Dies ist zu raten, wenn sich dein*e Hausärzt*in hier gut auskennt.

Die Chirurgie beschäftigt sich mit der operativen Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen. Ein Teilgebiet der Chirurgie ist die plastische Chirurgie, bei der es vor Allem um die Herstellung oder den Umbau von Körperteilen geht. Darunter fallen auch geschlechtsangleichende Operationen.

Die Dermatologie ist das Teilgebiet der Medizin, das sich mit Erkrankungen der Haut, Haare, Nägel und Hautdrüsen wie Talg- und Schweißdrüsen beschäftigt. Das Tätigkeitsfeld umfasst Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Hautkrankheiten einschließlich durch Allergie bedingter Hauterkrankungen. Zudem umfasst die Dermatologie den Bereich der Venerologie, der sich mit der Diagnose und Behandlung von Geschlechtskrankheiten beschäftigt. Feminisierende Behandlungen wie Epilation der Gesicht- oder Körperbehaarung werden u.a. von Dermatolog*innen (oder sogenannten Elektrogolist*innen) vorgenommen.

Spezialist*innen für (Sexual-)Hormone, z.B. auch Fortpflanzungsmedizin (Unfruchtbarkeit). Bei Endokrinolog*innen können Hormonersatztherapien begonnen bzw. fortgesetzt werden (siehe auch Gynäkologie / Allgemeinmedizin).

Nahezu jedes Organ des Körpers, jede Funktion, wird durch Hormone gesteuert. Daher ist die Endokrinologie als eine Art Netzwerk zu verstehen, das in alle anderen ärztlichen Fachbereiche eingreift.

Die Gynäkologie steht für einen binären Fachbereich (Frauen). Hier können aber alle Personen hingehen, wenn Sie ein Anliegen haben, welches sich um Sexualorgane dreht, z.B. Vulva, Gebärmutter, Penoid, Neovulva, Brust, etc. Dabei ist es nicht ausschlaggebend, welche Geschlechtsidentität die Person hat. Auch Männer und nicht-binäre Personen können sich in der Gynäkologie beraten lassen. Typische Leistungen der Gynäkologie beinhalten Vorsorgeuntersuchungen (z.B. Brustkrebs oder Gebärmutterhalskrebs), Empfängnisverhütung, Menstruationsbeschwerden, Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt sowie Wechseljahre. In den meisten gynäkologischen Praxen ist die Impfung gegen HPV erhältlich. Auch sexuell übertragbare Infektionen können hier thematisiert werden. Gynäkolog*innen können auch Hormonersatztherapien anbieten, wenn sie sich hier auskennen.

Queerfreundliche Gynäkolog*innen kannst du auf gynformation.de finden (Weiterleitung).

HIV-Schwerpunktpraxen decken oftmals das Spektrum von Allgemeinmedizin über internistische Medizin bis hin zu Infektiologie ab. Neben allgemeineren Anliegen sind sie spezialisiert auf die Beratung und Behandlung bei HIV, Hepatitiden und STIs. Sie vergeben die PrEP und die PEP und informieren zu allen Fragen, die im Kontext von HIV und Sex auftreten können. Mögliche Anliegen können sein:

• Tests auf HIV und STI,
• Behandlung von HIV,
• PrEP,
• PEP,
• Schutzimpfungen wie z.B. Hep A/B, HPV, etc.,
• Konsumverhalten, Wechselwirkungen mit HIV-Medikamenten.

HIV-Schwerpunktpraxen in deiner Nähe findest du über folgende Suchmaschinen:

• Ärzt*innen-Verzeichnis von HIV&more
• Ärzt*innen-Verzeichnis der dagnä

HNO-Praxen kümmern sich um Hals, Nase und Ohren. Neben der Behandlung von Erkrankungen sind ebenfalls Überweisungen zur Logopädie erhältlich (z.B. im Rahmen einer Geschlechtsangleichung).

Alles rund um (End-)Darmerkrankungen ist das Spezialgebiet der Proktologie, also z.B. Feigwarzen, Hämorrhoiden, Analfissur, -prolaps oder -karzinom oder anale Inkontinenz. Bei Beschwerden oder Schmerzen in der Analregion sollte eine proktologische Praxis aufgesucht werden.

Psychiater*innen diagnostizieren und behandeln psychische Erkrankungen –  anders als Psychotherapeut*innen – insbesondere mit Medikamenten. Psychopharmaka wie z.B. Antidepressiva sind verschreibungspflichtig. Psychiater*innen bieten oft auch begleitende Gespräche an.

Wörtlich übersetzt bedeutet Psychotherapie „Behandlung der Seele“ bzw. Behandlung von seelischen Problemen. LSBTI* Menschen sind besonders häufig von psychischen Belastungen betroffen (Quelle). Von Krankenkassen finanziert werden Verhaltens- und tiefenpsychologische Gesprächstherapien, die Psychoanalyse und systemische Therapie (einzel- oder Gruppentherapie). Heilpraktiker*innen und Therapeut*innen ohne Kassenzulassung, die Psychotherapie anbieten, müssen in der Regel selbst finanziert werden.

Psychotherapie ist eine Voraussetzung für die Kostenübernahme von medizinischen Transitionsschritten durch die Krankenkasse.

Als erste Anlaufstelle mit besonderen Kontakten kann z.B. das Beratungsteam der Schwulenberatung Berlin, die LSBTI*-Beratungsstelle in deiner Nähe oder Queermed dienen.

Psychotherapeut*innen in deiner Nähe findest du über folgende Suchmaschinen:

Arzt- und Psychotherapeutensuche der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Beratungsstellen- und Therapeut*innen-Suche des Verbands für lesbische, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen

Suchtmediziner*innen diagnostizieren und behandeln Suchterkrankungen und deren psychische Begleiterkrankungen. Im Zentrum stehen Substitutionsbehandlungen sowie der medizinisch begleitete Entzug. Meist ist befinden sich Suchtmedizinische Stationen mit ambulanten und/oder stationären Angeboten in Krankenhäusern. Eine ambulante Versorgung ist auch über Praxen mit suchtmedizinischem Schwerpunkt möglich.

Urologische Praxen beschäftigen sich mit Veränderungen und Erkrankungen der Nieren und Harnwege (z.B. Blasenentzündungen oder Inkontinenz) sowie der Genitalien, insbesondere Hoden, Prostata und Penis. Die Prostatakrebs-Vorsorge wird u.a. in urologischen Praxen angeboten. Ab dem 45. Lebensjahr hast du Anspruch auf eine jährliche Untersuchung zur Früherkennung. Je eher Veränderungen der Prostata festgestellt werden, desto größer sind die Chancen auf Behandlungserfolg. Auch sexuell übertragbare Infektionen können hier thematisiert werden.

Wenn du nach einem HIV-Risikokontakt schnell die PEP (Post-Expositions-Prophylaxe) benötigst, ist es manchmal nicht möglich, zu deiner HIV-Schwerpunktpraxis zu kommen. Notaufnahmen haben 24 Stunden geöffnet – hier kannst du auch nachts, an Wochenenden und Feiertagen die PEP bekommen. Meist bekommst du nur die nötigste Versorgung bis zum nächsten Werktag. Ein Diagnose- und Beratungsgespräch muss in der Regel dann bei deiner HIV-Schwerpunktpraxis nachgeholt werden.

Hier findest du PEP-Stellen in Berlin.

Hier kommst du zur deutschlandweiten PEP-Stellensuche der Aidshilfe.

Erste Anlaufstelle für HIV/STI-Beratung und -Testung gegen Vorlage der Gesundheitskarte oder anonym (i.d.R. gegen Bezahlung, bei Geringverdienenden teilweise kostenlos). Weitere Angebote können zudem PEP- und PrEP-Versorgung sowie Hepatitis A/B-Impfung beinhalten.

Angebote in Berlin findest du hier.

Außerhalb von Berlin kannst du bei der nächstgelegenen Aidshilfe anfragen.

• Beschwere dich vor Ort in der Praxis oder im Krankenhaus. Die meisten Krankenhäuser haben ein internes Beschwerdeformular.
• Du darfst frei entscheiden, zu welcher Praxis du gehst. Sofern es Alternativen in deiner Nähe gibt: Wechsele den*die Ärzt*in.
• Reiche eine schriftliche Beschwerde ein. Möglich ist das bei den kassenärztlichen und kassenzahnärztlichen Vereinigungen der jeweiligen Bundesländer sowie den Landesärztekammern und Landeszahnärztekammern. Bei Fachbereichen wie der Psychologie sind die jeweiligen Psychotherapeut*innenkammern zuständig.
  Bedenke: die Vereinigungen sind keine unabhängigen Stellen – sie prüfen den Sachverhalt intern und bitten die Praxen um Stellungnahmen.
• Beschwerden gegen Krankenkassen, Krankenhäuser oder generell können auch bei der jeweiligen Landesgesundheitsministerium gestellt werden.
• Verstöße gegen den Datenschutz (z.B. bei Offenlegung des HIV-Status) kannst du bei den Bundesbeauftragten für Datenschutz melden.
• Hole dir Unterstützung und Beratung.
  • Die LSBTI*-Beratung in deiner Nähe kann dir weiterhelfen.
  • Du kannst die Antidiskriminierungsstelle des Bundes einschalten. Hier beraten Jurist*innen kostenlos und prüfen die Möglichkeiten, gegen Diskriminierung vorzugehen.
  • Bei HIV-bezogener Diskriminierung kann die örtliche Aidshilfe sowie die Kontaktstelle zur HIV-bezogenen Diskriminierung weiterhelfen.